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Was für ein Finale! Noch nie haben es die Endrunden-Teilnehmer den Besuchern des Abschlusskonzerts so schwer gemacht wie bei dieser 5. Pianale, die am Freitagabend im voll besetzten Galeriesaal von Schloss Fasanerie mit der Vergabe des Publikumspreises zu Ende ging.
Ins Herz der Zuhörer haben sich nämlich alle vier Finalisten gespielt, aber auf recht unterschiedliche Weise. Das erklärt nicht nur die große Spannung, die vom ersten Ton bis zum letzten Akkord über diesem Konzert lag, sondern auch den Eindruck, dass es an diesem Abend eigentlich nur Gewinner gab und einer unter ihnen dann zusätzlich den Publikumspreis erhielt: Dies ist der Brasilianer Leonardo Hilsdorf.
Fragt man sich, wie es möglich ist, dass die vier Besten dieses ungewöhnlichen Meisterkurses ihren jeweils eigenen Weg gefunden haben, um zu überzeugen, so hilft vielleicht ein Überblick über einige hervorstechende Eigenschaften, die in der Auftrittsfolge zu bemerken waren.
Die Japanerin Emi Munakata beeindruckte durch stupende pianistische Fähigkeiten, einen klangvollen kantablen Ton und enormen Gestaltungs- und Durchsetzungswillen. Leonardo Hilsdorf spielte mit äußerster Dramatik, opferte bei seinem leidenschaftlichen Einsatz so manchen Tropfen Schweiß und verfügte im größten Tastengewitter urplötzlich über sinnlich verführerischen Klang.
Die Georgierin Mariam Batsashvili stand an Virtuosität keineswegs zurück und betörte durch die Eleganz ihres Spiels, durch die Natürlichkeit ihres Vortrags und die Originalität ihres Konzepts. Die Japanerin Ayako Saito brachte danach mit ihrer aufregend glitzernden Spielweise, mit ihrer souveränen Anschlagskultur und ihrem lyrischen Wohlklang gewiss so manche bereits getroffene Vorentscheidung zum Wanken. Kein Wunder, dass die Besucher später am Ausgang vier Körbchen sahen, in denen rein optisch die unterschiedliche Zahl der Stimmkarten kaum erkennbar war.
Sicher gibt es zu einzelnen Aspekten dieses Konzerts noch Vieles anzumerken: Vor allem die Tatsache, dass sechs der zehn gespielten Kompositionen von Liszt stammten, was sicher nicht nur auf sein diesjähriges Jubiläum zurückzuführen ist. Darunter waren auch bislang nur selten zu hörende Lied-Bearbeitungen vertreten (Schumanns „Widmung“ und Schuberts „Erlkönig“), die sowohl Emi Munakata wie Leonardo Hilsdorf so sprechend artikulierte, dass jedes Detail der fehlenden Gesangsstimme präsent war.
Ferner erklangen insgesamt drei von Liszts Rhapsodien, allesamt musikalisch subtil ausgeleuchtet und auch jenseits des finalen Tastendonners überzeugend. Wenn Mariam Batsashvili der besonders populären Ungarischen Rhapsodie Nr.2 sogar noch einige ganz originelle Effekte abgewinnen konnte, so belegt das einmal mehr das besondere Talent dieser jüngsten unter den vier Besten. Und auch Ayako Saito, die sich an diesem Abend auf Liszts Spanische Rhapsodie konzentrierte, gelang damit ein großer technisch-musikalischer Wurf.
Um aber nun im Bild zu bleiben: Am weitesten hat ohne Zweifel Leonardo Hilsdorf geworfen: mit seinem spektakulären Vortrag des 3. Satzes aus Strawinsky’s „Petruschka“, dessen Klangentfesselung und orgiastische Rhythmik ihn zum strahlenden Sieger der Pianale 2011 machten. Auf seinen Klavierabend am 19. November in Fulda dürfensich die Freunde klassischer Musik bereits jetzt freuen.